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Befreiungshalle als Bergungsort im 2. Weltkrieg (ab 1943)

Fast genau 70 Jahre nach König Ludwigs I. Eröffungsfeier enthüllte am 22. Oktober 1933 der damalige Reichskanzler Adolf Hitler über dem Eingang der Befreiungshalle das Embleme der NSDAP (Hackenkreuz mit Adler und der Jahreszahl 1933). Wieder zehn Jahre später, Ende 1943, war die gesamte Befreiungshalle unter einem Tarnnetz verschwunden und der Besichtigungsbetrieb eingestellt. Den die Befreiungshalle barg in seinen Mauern inzwischen wertvollstes Kunstgut aus der Münchner Residenz und dem Schloss Nymphenburg¹.

Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Wletkrieges hatte die Bayerische Schlösserverwaltung am 30. August 1939, die wertvollsten Gegenstände der weltichen und geistlichen Schatzkammer der Münchner Residenz in den großen Tresor der Bayerischen Staatsbank ausgelagert. Die Schatzkammer wurde von Herzog Albrecht V. 1565 gegründet. Sie beinhaltet die bedeutendsten Kunstschätze er altbayerischen und Pfälzer Wittelsbacher, herausragende Werke der Goldschmirdekunst, Schmuck, Orden und Herrschaftsinsignien. Die Reiche Kapelle ihrerseits enthielt kostbare Reliquiare und einzigartige Schätze aus Kirchen und Klöster. Die ausgelagerten Schatzstücke kehrten wieder in die Schatzkammer zurück. Da sich der Lustkrieg alsbald zuspitzte, wurden deshalb Depots in den auf dem Land gelegenen Schlössern und Burgen der Bayerischen Schlösserverwaltung eingerichtet. Seit Kriegsbeginn wurde für die Sicherung der Kunstinventars der Bayerischen Schlösserverwaltung hierfür der Kunsthistoriker Dr. Hasn Thoma (1901-1980) betraut. Er richtete im Laufe der Zeit über 30 Bergungsdepots ein, um ca. 40.000 Kunstwerke sicherzustellen, aus den einzigartigen Beständen:

  • der Schatzkammer,
  • fast die gesamte mobile Inneneinrichtung der Münchner Residenz und
  • das Kunstgut weiterer Schlösser und Burgen.


Im Laufe der Zeit wurden in den Räumlichkeiten der Befreiungshalle folgendes eingelagert:

Am 16. Dezember 1943 wurden 74 Kisten mit Gegenständen der:

  • weltlichen Schatzkammer (15 Kisten mit 409 Objekten)
  • Reichen Kapelle (11 Kisten mit 144 Objekten)
  • Silberkammer (11 Kisten mit 316 Objekten)
  • Porzellankammer (37 Kisten mit 2911 Objekten)
  • große Zahl von Gemälden aus der üÜnchner Residenz nach
  • 20 Bodenläufer aus den Prunkräumen der Residenz und
  • 50 zumeist großformatige Gemälde eingelagert.
  • etwas später folgeten noch 40 weitere Bilder

Es befanden sich unter anderem die:

  • 14 Schlachtenbilder aus der Zeit der Napoleonischen Kriege (Offizierspeisesaal der Münchner Residenz)
  • Folge gemalter Ansichten von Schloss- und Gartenanlage Kurfürst Max Emanuels (von 1718 - 1723, aus Galerie Nymphenburg von Franz Joachim Beich)
  • berühmte Konversationsstück von Peter Jakob Horemans
  • wandfeste Gemälde aus dem Jagdzimmer der Amalienburg
  • Gemälde Mariä Verkündigung von Peter Candids (um 1607)
  • Gemälde Madonna della Sedia nach Raffael (von 1857) aus dem Schlafzimmer König Ludiwgs II.

Nach Oktober 1943 das Nationaltheater in MÜncehn von Bomben getroffen wurde, räumte man im daneben gelegenen Residenztheater, dem Cuvillies-Theater die Logeneinbauten. Eine Hälfte wurde hiervon im Untergeschoss der Befreiungshalle eingelagert. Bald folgten ausgebaute Vertäfelungsteile des 18. Jahrhunderts (Rokkoko) aus den Reichen Zimmern und der Ahnengalerie der Münchener Residenz sowie aus den Amalienburg in Nymphenburg.

Da man angesichts des Kriegsverlaufs die Befreiungshalle nicht mehr als sicher ansah, wurden am 5. November 1944 11 der 95 Kisten nach Schlss Neuschwanstein verlagert.

Zwischen dem 23. und 27. April geriet die Befreiungshalle beim Vormarsch der Amerikaner unter Artilleriebeschuss. Größere Schäden entstanden am Umfassungsmauerwerk, an den Galerien, dem Treppenaufgang und den Kandelabern. Obgleich ein Teil des Glaskuppel zerstört und das Kupferdach auf der Nord- und Westseite durchlöchert und teilweise aufgerissen war, wies das Innere keine nennenswerten SChäden auf. Eines der Geschosse war allerdings in den Viktoriengang durchgeschlagen, wo die Kisten mit dem wertvollen Kunstgut lagerten. Dennoch blieb alles bis auf zwei oberrheinische Glasgemälde von 1520 aus dem Vorraum der Reichen Kapelle der Münchner Residenz unversehrt. Da es aber dieser Tage heftig geregnet hatte , stieg die Luftfäuchtigkeit extrem an. Dadurch erlitten die dort eingelagerten GEmälde massiven Schimmelbefall auf. Um weitere SChäden am Gebäude und den eingelagerten Gegenständen zu verhindern, war die Wiederherstellung des Glas- und Kupferdachs vordringlich. Darum kümmerte sich der damalige Stadtbaumeister Kelheims Dipl.-Ing. Karl Diekow.

Am 19. Mai 1945 konnte die Befreiungshalle nach Instandsetzung der Schäden erstmals wieder nachts angestrahlt werden. Ende Mai waren die Tarnmatten, im Laufe des Augusts auch das Tarngerüst entfernt. Die Militärregierung hollte am 24./26. August 1945 eingelagerte Gegenstände ab. Von den Kunstgütern gelangten im Februar 1946 erst die noch 36 gelagerten Kisten nach München. Im Februar und im Juni 1946 die Gemälde nach Nymphenburg. Die letzten verbliebenen Kunstgegenstände wurde im Laufe des Augusts 1946 zurückgeführt.

Schon bald nach der Räumung wurde die Befreiungshalle noch 1946 wieder zur Besichtigung freigegeben.

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Quellen:
¹ = Georg Rieger, Die Befreiungshalle zu Kelheim S.16 + Hans Thoma, Befreiungshalle bei Kelheim, Amtlicher Führer, München 1941, S.12